Mit prickelnder Frische und Rasanz
04.04.2012

Mit prickelnder Frische und Rasanz

Blasorchester bot überzeugenden Einblick in seine Wandlungsfähigkeit

Lohmar. Die beiden großen Herausforderungen stellte Dirigent Michael Tappert beim Frühjahrskonzert des Lohmarer Blasorchesters an den Anfang, Zunächst "Das große Tor von Kiew" von Modest R. Mussorgski, das sogleich mit hymnischer Pracht die Jabachhalle füllte. Bei dem komplexen Werk, dem 10. Bild aus "Bilder einer Ausstellung", hatten es die getragenen und kraftstrotzenden Passagen ebenso in sich wie die Wendungen und dynamischen Hürden und verlangten höchste Konzertration von den knapp 60 Musikerinnen und Musikern.

Viele Sonderproben mit den einzelnen Registern seien erforderlich gewesen, bis das Stück fein geschliffen war. Im Saldo jedenfalls stand eine symphonische Ausstrahlung, an der auch Moderator Hansgünther Schröder - selbst renommierter Orchesterchef an der oberen Sieg - viel Gefallen fand.

Der über ein schier lexikalisches Musikwissen verfügende Schröder, der es prima verstand, die Hintergründe verständlich zu vermitteln, war vom "Viva Verdi!" nicht weniger überzeugt. Hier galt einmal mehr, dass das, was wunderbar klingt, meist schwer auszuführen ist. Natürlich kamen die herrlichen Ohrwürmer aus Rigoletto und Aida bei den 500 Gästen bestens an, so würdigten diese die technischen Fertigkeiten und die Musikalität des Klangkörpers ebenso wie das Oboen - Solo von Cornelia Rühl mit reichem Applaus.

Von Klassik bis Pop reicht das Repertoire des Lohmarer Blasorchesters unter Leitung von Michael Tappert.

 (Foto: Böschemeyer)

Unvergänglich ist Sydney Bechet's "Petite Fleur", das Tappert mit viel Schmelz ausführen ließ und bei dem Tochter Nina mit präziser und eleganter Solo - Klarinette überzeugte.

Nach dem Pausenkölsch passte als Auftakt zur zweiten Konzerthälfte der "Champagner Galopp" von Hans Christian Lumbye bestens. Der Komponist wurde seinem Namen als Strauß des Nordens gerecht, denn das werk begeisterte durch seine prickelnde Frische und Rasanz. Anstelle von Schampus - Flaschen knallten am Schluss des Stücks zwei Konfetti - Kanonen, die Dutzende von meterlangen Goldbändern in die Reihen schossen. Darauf passte bestens die Gute - Laune - Musik "It's time to swing", bei der der Dirigent erstklassig den Bigbandsound herausarbeitete und bei dem die vier Perkussionisten Schwerstarbeit zu verrichten hatten. Das "Udo Lindenberg" - Medley, "Tulpen aus Amsterdam" und "76 Trombones" komplettierten den genussvollen Abend und gewährten Einblicke in die Wandlungsfähigkeit des Klangkörpers.

Der Auftakt hatte dem Aufbauorchester gehört, das keinerlei Schwächen zeigte bei Händels "Feuerwerksmusik", "Barcarole & Can Can" oder "Rock my soul". Die Jungen und Mädchen dirigierte ebenfalls Michael Tappert, für den die Nähe zum Nachwuchs "sehr wichtig" ist. Frühzeitig erkenne er somit Schwächen und Stärken, könne schnell korrigieren und die Talente alsbald umso mehr fördern.
(Peter Lorber in der Rhein-Sieg-Rundschau vom 04.04.2012)